Skiweekend an der Lenk

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Text: Felix König, Bilder: Heinz Künzi

Während der Gondelfahrt waren selbst von Einheimischen anerkennende Worte zu vernehmen: „Momol – si hei super pischtnet. Fascht wie i derä Wärbig!“ Gemeint waren damit die weissen Heinzelmännchen, die in der „Adelboden – Lenk….dänk!“-Werbung millimetergenaue Rillen in den Schnee ziehen. Tatsächlich präsentierten sich die Pisten auch in diesem Jahr trotz Schneemangel in einem tadellosen Zustand.

Aber nicht nur die weissen Männchen zeigten sich von ihrer aktiven Seite. So war beispielsweise Heinz Künzi am Freitag mit grosser Ausdauer und so lange unterwegs, bis der Guetfläck-Skilift nur noch für ihn alleine im Betrieb war und ihn gewissermassen zum (H)Einzelmännchen machte.

Und obwohl seit dem letzten Besuch ein ganzes Jahr verstrichen war, wurde Skiweekend-Organisator Beat Sütterlin (Uhse) in der Ötzi Bar auf Anhieb wiedererkannt und als „Oranges Mändli“ willkommen geheissen. Ohnehin war die Ötzi Bar erneut ein sehr angenehmer Aufenthaltsort. Der grosse Platz vor dem Gebäude und die unerschöpflichen Festtischreserven ermöglichen eine schier grenzenlose Erweiterung der Kapazitäten. Dennoch erfolgt die Bedienung auch bei schönem Wetter und Hundertschaften von Gästen immer sehr speditiv, wie nach mehreren ohne unnötigen Verzug servierten Getränkerunden festgestellt werden konnte.

Nach welchen Gesichtspunkten suchen Skidiebe ihre Beute aus? Vielleicht beobachten sie Skifahrer und wählen diejenigen als Opfer, die auf der Piste den besten Eindruck hinterlassen. Denn bei diesen ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie über hochwertiges Material verfügen. Nachdem am Samstag vor der Ötzi Bar Renato Bonettis Skier verschwunden waren, erscheint es jedoch denkbar, dass auch andere Kriterien zur Anwendung kommen könnten. Oder aber das skifahrerische Können Renatos war dennoch massgebend und der dreiste Diebstahl bildet einen Hinweis darauf, dass da ein verborgenes Skitalent schlummert, das nur für das geschulte Auge erkennbar ist. In diesem Fall müsste man sich allerdings Gedanken darüber machen, weshalb diese Begabung den Spähern von Swiss Ski verborgen geblieben war.

Die Skier von Renato blieben jedenfalls verschwunden und über die Täterschaft ist nur so viel bekannt, dass es sich nicht um Reto Maurer gehandelt haben kann. Dieser hatte nämlich am Diebstahl ebenfalls schwer zu tragen, indem er Renato buckelte und mit ihm am Rücken die lange Passage von der Ötzi Bar bis zur Hauptpiste bewältigte. Was zur nächsten spannenden Frage führt, ob Reto mit diesem „Gepäck“ mehr als, weniger als oder (salomonisch) genau doppelt so schwer war wie sonst. Wie dem auch sei, es war jedenfalls eine starke Willensleistung, denn für gewöhnlich ist man für einen derartigen Kraftakt der vornübergebeugten Körperstabiliserung nicht gut vorbereitet. Allerdings wollen einzelne Augenzeugen am Abend zuvor beobachtet haben, wie Reto ebensolche Trainingsübungen absolvierte.

Bereits beim nächsten Zwischenhalt auf der Terrasse der Iglu Bar Metsch wurde ein weiterer Skidiebstahl befürchtet. Mike Sutter, der die gemütliche Runde früh verliess, um sich vor dem Abendessen ein wenig auszuruhen, konnte in der grossen Ski-Menge vor der Bar seine blauenStöckli nicht mehr finden. In dieser Situation zeigte sich wieder einmal die grosse Solidarität unter den FCP-Mitgliedern. Mikes Kameraden halfen wo sie konnten und deckten ihn von der Terrasse aus mit Suchtipps ein. Dies zumindest solange sie nicht gerade damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zuzuprosten. Die Flut der Ratschläge hatte einen ähnlichen Effekt wie eine Phantombildfahndung in Aktenzeichen XY: Mike wurde mit vielen widersprüchlichen Informationen eingedeckt. Soweit er deren Inhalt im grossen Lärm überhaupt verstehen konnte, ging er den Hinweisen nach. Dies jedoch ohne Erfolg, was ihm sichtlich auf die Nerven ging. Zum Glück war in der Person von Patrik Meier (Pädu) jemand anwesend, der sich in zweierlei Hinsicht von den anderen unterschied. Zum einen verwendete er für die Suche nicht nur das Mundwerk, sondern auch die Augen und zum anderen setzte er sich dank Solothurner Dialekt auch akustisch vom Rest ab. So kam die Botschaft, dass sich die vermissten Latten weiter unten am Hang befanden, bei Mike an. Damit war das Problem aber noch nicht gelöst. Denn kurze Zeit später stand Mike zwar vor blauen Skiern, jedoch waren es nicht die seinen, wie sein resigniertes Kopfschütteln verriet. Immerhin befand er sich dadurch endlich nahe genug um zu hören, was Felix König (Fif) die ganze Zeit über mitzuteilen versuchte. Dieser hatte die blauen Stöckli nämlich längst gesichtet und den richtigen Weg verkündet, ohne dass jemand davon Notiz genommen hätte (was ihm aus seiner Zeit als Vereinspräsident irgendwie bekannt vorkam).

Beim Jassen mit Pascal Moser (Päscu) und Pädu Meier als Gegner mussten Ralph Schaller (Ozzy) und Fif miterleben, wie sich geschätzte und ansonsten bescheidene Kollegen in einfältige Angeber verwandeln, sobald sie gute Karten in den Händen halten (so eine Art Vollmond-Werwolf-Effekt). Und da das Glück sehr einseitig war, hatten sie die charakterlichen Defizite ihrer Gegner den ganzen Abend lang zu erdulden. Umso mehr ist es ihnen zu gönnen, dass die Karten am nächsten Tag gerecht verteilt waren. So konnten sie sich mit taktischem Geschick und spielerischer Überlegenheit zum ebenso lockeren wie verdienten Revanchesieg kombinieren.

Obwohl das gemütliche Festen nicht zu kurz kam, zeigte sich die FCP-Truppe auch von ihrer seriösen Seite: Alle 34 Teilnehmer des Skiweekends sassen am Samstag pünktlich am Abendessentisch. Dies ist bestimmt auf das wiederum sehr leckere Fondue Chinoise im Kurs- und Sportzentrum (KUSPO) zurückzuführen, könnte aber auch auf eine verbesserte Disziplin der jüngeren FCP-Generation hindeuten. Sollte die erste Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte an die starken Vorrundenleistungen anknüpfen, wäre dies ein weiterer Hinweis auf eine solche erfreuliche Entwicklung.

Nach dem Abendessen war Pädu Meier wieder einer der ersten, die das Nachtlager aufsuchten, um etwas Schlaf zu finden. Die Vorahnung hatte ihn nicht getäuscht, wurde er doch in der Nacht durch Schnarchgeräusche geweckt. Deshalb trat er mit den Füssen mehrmals heftig von unten gegen die obere Matratze des Kajütenbetts, auf der Mike Sutter schlief. Die Wirkung beschränkte sich jedoch auf ein zwischenzeitliches Grunzen und das Schnarchen ging unvermindert weiter. Als Pädu später einmal aufstand und am anderen Bett vorbeikam, wurde ihm klar, dass er sich getäuscht hatte, denn es war nicht Mike, der schnarchte, sondern Ozzy. Sollte Pädu deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt haben, so plagte es ihn nicht lange, denn in der folgenden Nacht stellte Mike die Gerechtigkeit wieder her, indem er in Ozzys Schnarchen einstimmte.

Das erfahrene Trio Walter Oberli (Wäutu), Bernhard Ischer (Bäne) und Erwin Studer (Ervin) hat sich durch gepflegtes Ausgangsverhalten und eine sportliche Einstellung einen guten Namen gemacht. Die drei gehörten nämlich jeweils zu den einzigen, die sich auch am dritten Tag noch wintersportlich betätigten. Dass sie dieses Jahr eine Ausnahme machten, kann wohl nicht am Wetter gelegen haben, denn es war auch sonntags überwiegend sonnig. Daher ist eher zu vermuten, dass sich beim samstäglichen Weindegustieren für einmal ein lähmender Tropfen eingeschlichen hat.

Das Skiweekend 2020 wurde von Uhse wiederum sehr gut und umsichtig organisiert. Vielen Dank! Man darf gespannt sein, ob er für 2021 die Durchführung ein viertes Mal an die Hand nehmen wird oder ob dannzumal bereits einer der nachdrängelnden Jungen für die Organisation zuständig ist.