Samstag, 11. Mai 2019: Junioren C-Spiel in Bure JU

adminJunioren

von Felix König

Ein verletzter Stammtorhüter, ein kranker Ersatzgoalie, vier Firmungsfest-bedingt abwesende Stammkräfte, zwei sonstwie verhinderte Junioren, zwei Ramadan- sowie ein Magen-Darm-geschwächter Spieler, die weite Fahrt in den äussersten Pruntruterzipfel nach Bure, windigkaltes Wetter mit dem Eisheiligen Mamertus in Hochform und schliesslich auch noch ein Gegentreffer nach nur zwei Spielminuten: Es war alles angerichtet für eine weitere Niederlage oder gar ein Debakel der Junioren C FC Lengnau/FC Pieterlen, die in der Kategorie „Promotion“ spielen. Und auch der Umstand, dass die Dresstache nach dem Spiel ungleich schwerer auf den Schultern lastete als davor, hätte zu einem solchen Ausgang gepasst. Doch es kam anders. Dazu später mehr.

Zunächst ging es weiter mit diversen Erschwernissen. So beispielsweise die Verspätungen bei der Anfahrt: Manuel Trösch liess sich durch das Navi von der Autobahn weg auf eine Strasse löken, die dann irgendwo gesperrt war, weshalb er umkehren musste und verzögert eintraf. Ähnlich erging es Felix König, der zwar wusste, dass der Fussballplatz an der Strasse Richtung Pruntrut liegt, aber nicht daran dachte, dass in Bure so ziemlich alle Wege nach Pruntrut führen. Prompt erwischte er einen falschen. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, ergoogelte er sich eine Abkürzung. Als er die angepeilte direkte Verbindungsstrasse in Richtung Fussballplatz erreichte, stellte sich heraus, dass es sich um eine Panzerpiste des Waffenplatzes von Bure handelte. Zwar kann man an einem Samstagnachmittag gegen 16 Uhr davon ausgehen, dass auch die letzten nachexerzierenden Soldaten in den Wochenendurlaub entlassen worden sind, aber auch auf einer verlassenen Panzerpiste fühlt man sich mit dem Privatauto irgendwie nicht so richtig wohl. Also kehrte man um und erreichte den Fussballplatz einige Zeit später, von einer anderen Richtung her kommend. Auch Hans Studer kreuzte einige Zeit ziemlich planlos durch Bure, ehe er den richtigen Weg fand. So war Jürg Lehmann der einzige von vier Fahrern, dessen gut funktionierender Orientierungssinn die direkte Ankunft beim Sportplatz „Croix-de-Pierre“ ermöglichte.

Das Wetter war wirklich garstig. Oder um es mit den Worten des FC Bure-Coaches zu sagen: „C’est une cata!“. Die Ortschaft Bure liegt auf einer Anhöhe, weshalb der  Fussballplatz eine exponierte Lage aufweist. Ideale Bedingungen also für nordatlantische Kaltfronten, deren Lieblingsbeschäftigung es zu sein scheint, über Fussballfelder zu fegen, um die Junioren frieren und an ihrer Hobby-Wahl zweifeln zu lassen. So musste sich beispielsweise Danilo König nach einer halben Stunde trotz viel Bewegung und Wollmütze fröstelnd auswechseln lassen.

Das kalte Klima gipfelte darin, dass in der Halbzeitpause beide Mannschaften ihren Torhüter wegen starker Unterkühlung austauschen, unter die warme Dusche stellen und durch einen Feldspieler ersetzen mussten. Beim gegnerischen Torhüter hatte dies auch damit zu tun, dass er beim Einspielen etwas gar euphorisch herumgehechtet war. Sein dadurch schlammiges Goaliedress klebte in der Folge an ihm wie eine eisgekühlte Fangopackung und entzog ihm eine Halbzeit lang Körperwärme.

Das in Anbetracht der sehr schwierigen Bedingungen für uns Positive war, dass wir bis zur Pause trotz klarer Bure-Überlegenheit nur einen einzigen Gegentreffer hinnehmen mussten. Sicher war da auch Glück im Spiel, dieses verdiente sich die Mannschaft jedoch mit grossem kämpferischem Einsatz, vor allem aber auch mit einer sehr disziplinierten Spielweise.

Ein weiterer Grund für das knappe Pausenresultat stand zwischen unseren Torpfosten. Der befürchtete Nachteil aufgrund nicht einsatzfähiger Torhüter kam nicht zum Tragen, denn der aushelfende Lengnauer Junioren D-Goalie Nick Ochsenbein erwischte einen Glanztag und vereitelte mit starken Paraden manche gute Torgelegenheit.

Und nach der Pause verwandelten sich weitere vermeintliche Erschwernisse in Vorteile zu unseren Gunsten. So wurde der Wind, der uns an diesem Tag dermassen geplagt hatte, in den letzten Spielminuten unser Freund:

  • In der 73. Minute unterstützte er den Drall des Balls, sodass Noel Sütterlins Corner direkt im Tor landete.
  • In der 77. Minute wurde der weite Auskick von Aushilfstorwart Choice Aigbovbiosa dank Windunterstützung zur Direktvorlage für den Führungstreffer.
  • In der 80. Minute hob eine Böe den aufsetzenden Ball von Sacha Lehmann über den gegnerischen Goalie hinweg zum 3:1 ins Tor.
  • Und nachdem der FC Bure tief in der Nachspielzeit beim letzten Eckball mitsamt Torwart angegriffen hatte, trug der Wind Raphael Studer bei dessen beherztem Gegenstoss bis weit in die gegnerische Hälfte, wo nur das Foulspiel eines nacheilenden Gegenspielers den „Empty Netter“ zu verhindern vermochte.

Ein 4:1 wäre wohl aber des Guten zuviel gewesen. Und auch so zeigte unsere „heisse“ Schlussphase, dass die Irrwege bei der Anreise nicht unbedingt nachteilig waren. Im Gegenteil: Je länger die Spieler im warmen Auto sassen, desto kürzer waren sie später der arktischen Kaltluft ausgesetzt. Das vermeintliche Aufwärmen vor dem Spiel war dieses Mal nämlich eher ein Vorkühlen. Und da die Einspielphase des FC Bure deutllich länger dauerte als unsere, hatten wir in den Schlussminuten die etwas weniger steifen Gelenke. Dieser Vorteil ermöglichte uns eine bessere Passquote, was im Fussball ziemlich oft matchentscheidend sein kann.

Der Erfolg wurde auch möglich, weil sich alle Spieler ins Zeug legten, so zum Beispiel  „Seeland-Sanogo“ Levi Widmer, der manchen hart geführten Zweikampf gewann. Oder Nico Pulfer der es nicht bei seinen Spielmacherqualitäten bewenden liess, sondern, wenn es die Situation erforderte, auch einmal eine simple Grätsche anwendete, um einem sich davon machenden Gegenspieler noch eben kurz den Ball wegzuspitzeln.

Mitentscheidend war letztlich auch ein Input von aussen: Taktik-Fuchs Hans Studer klinkte sich kurzzeitig ins Coaching ein und erteilte Noel Sütterlin den Rat, zu einem augenscheinlich leicht verletzten Bure-Verteidiger zu stehen, um bei den kommenden Offensivaktionen gegenüber dem Bewacher im Vorteil zu sein. Diese Anweisung wurde von Noel befolgt und nach dem bereits erwähnten weiten Auskick von Choice und gewonnenem Laufduell mit dem Treffer zur späten Führung belohnt.

Dass die Dresstasche nach dem Spiel schwer auf der Schulter lastete war also nicht einem negativen Spielaussgang geschuldet, sondern dem Umstand, dass wir mit den Leibchen eine erhebliche Menge Morast von Bure nach Hause schleppten. Dass sich kein Spieler zu schade war, im Schmutz zu landen, ist ein weiteres Zeichen für den grossen Spirit, den die Junioren C in Bure an den Tag legten. Es ist zu hoffen, dass diese Leistungsbereitschaft in die kommenden Spiele mitgenommen werden kann, denn wenn in der siebten gespielten Runde drei gewonnene Zähler eine Vervierfachung des Punktestandes zur Folge haben, ist leicht abschätzbar, in welcher Region der Tabelle sich die Mannschaft nach wie vor befindet.